Entwicklung der MK Heggelbach von 1925 bis Heute
Aus der Gründerzeit ist mangels der Führung eines Protokolls nicht bekannt, welche Bedeutung das „Konzertante“ damals hatte. Durch mündliche Überlieferung ist belegt, dass die Gründergruppe von 14 Aktiven aus Heggelbach und Weipoldshofen in kurzer Zeit bei vielen kirchlichen und weltlichen Anlässen präsent war. Unter der Leitung von Musikdirektor Xaver Zeh, Josef Linsenbols und Rupert Ulrich (bis 1939) erreichten Sie großes Ansehen mit bodenständiger Unterhaltungsmusik – nicht nur im Dorfgeschehen – sondern auch bei Festen in der näheren Umgebung!
Konzerte in heutiger Dimension waren schlichtweg wegen fehlenden Räumlichkeiten und personellen Gründen unmöglich. Doch frei von hochgeschraubten Erwartungen hat sich die Gründerkapelle großer Beliebtheit erfreut.
Der Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg, wieder mit MDR. Zeh, größtenteils mit neu auszubildenden Bläsern, war in jeder Beziehung mühselig. Im Notenarchiv war sehr, sehr wenig vorhanden. Trotzdem wagt man sich 1951 an das erste Wertungsspiel – mit gutem Erfolg! Diesem folgten in Zusammenarbeit mit Rupert Buffler, dem Dirigenten ab 1952, vier weitere Wertungsspiele. Mit einer liebenswürdig-lyrischen Ouvertüre „Wiedersehen im schönen Vallon“ v. Godard erreichte unsere MK in der Mittelstufe den besten Erfolg (I. Rang mit Belobigung)!
Durch diese Wertungsspiele in den Fünfziger Jahren wuchs das Verständnis für Konzertmusik langsam aber stetig bei Bläsern wie auch beim Publikum. Einige „altehrwürdige Kompositionen wurden in den fast alljährlichen Weihnachtsfeiern im „Adler“ in Tautenhofen zur Aufführung gebracht. Leider ist das genaue Programm eines Konzerts aus dem Jahre 1960, verbunden mit Ehrungen, nicht mehr existent. Die Akustik des Theatersaals im „Adler“ war absolut nicht von Vorteil; so blieb es bei diesem einzigen Versuch eines Konzerts mit „freiem Eintritt“!
Der Bau eines kleinen Saals von „Hirsch“-Wirt Josef Mangold im Jahre 1962, sowie die verstärkte Ausbildung von Jugendlichen gaben Anstoß und Mut, einige Konzerte – teils mit Jungmusikanten im neuen „Hirschsaal“ in Heggelbach durchzuführen. Die Programme waren einfach gehalten, doch gewürzt mit vielen Solis; moderne Blasmusik aus dem Rundel-Verlag schlich sich langsam aber sicher ins Repertoire!
Josef Diethelm, der die Leitung der MK ab Dezember 1962 übernahm, hatte das Glück, dass ab 1965 in der damaligen Schule Heggelbach wesentlich öfter geprobt werden durfte. Zeitgenössische Komponisten wie Haase-Altendorf, Gustav Lotterer, Willi Löffler, Walter Schneider, Ernest Majo, Sepp Tanzer, Hans Hartwig bereicherten mit ihren blasmusik-gerechten Originalkompositionen die Konzertprogramme. Die beliebten Gemeinschaftskonzerte mit benachbarten Kapellen und Chören wurden Tradition und jährlicher Standard. Der Hirschsaal wurde zu klein, da die Kapellen zu Orchestern heranwuchsen.
Durch die Mithilfe beim Bühnenanbau der Turnhallehalle im Nachbarort Willerazhofen erhielten wir eine bleibende Erlaubnis der Mitbenutzung dieser „Festhalle“. Die erfolgreichen Wertungsspiele der Siebziger Jahre in der Mittelstufe mit Bestnoten gaben weiteren Auftrieb.
Mit dem „Choral and Rock out“ als Selbstwahlstück und dem 6-Wochen-Chor „Varietè-Zauber“ von Haase-Altendorf, erstmals in der Oberstufe, erreichten wir das Prädikat „I. Rang mit Belobigung“. Dieses Wertungsspiel in Wuchzenhofen 1983 war Anlaß, einen Saxophonsatz aufzubauen, den die damaligen Wertungsrichter in unseren Registern vermissten!
Einige der konzertant eindruckvollsten Highlights war Ende der 80er- anfangs der 90er Jahre für Dirigent, Bläser – und wir hofften – auch für das Konzertpublikum die Suite „Florian Geyer“.Aber auch „Tirol 1809“ eine Suite in 3 Sätzen von Tanzer, die in ausdruckvollster, dynamisch vollendeter Form nahezu plastisch die Darstellung des Tiroler Freiheitskampfes schildert. In Kombination mit lyrischer Melodieführung gelang dem Komponisten eine Glanzleistung seiner vielen beeindruckenden Werke. Innerhalb der ca. 60 Konzerte bisher, tauchte dieses romantische Werk insgesamt viermal in den Programmen der MK Heggelbach auf und war jedes Mal der musikalische Höhepunkt des Konzertabends unseres Parts.
Der Vorteil eines ca. 50 Personen umfassenden Orchesters ist eindeutig ein homogener Klangkörper. Nicht zu vergessen sind aber die Solisten, welche in ausdrucksvoller und beachtlicher Tonkultur, sowie mit technischer Brillanz konzertante Solis, wie auch Kadenzen bravourös meistern.
Die Reifeprüfung spiegelt sich in den Wertungsspielergebnissen 1991 und 1999 in der Mittelstufe, sowie 1995 und 1996 in der Oberstufe wider. In jeder Stufe wurde einmal die Bestnote und einmal das zweitbeste Ergebnis erreicht. Nicht zu vergessen die Jugendkritikspiele bis heute, die immer bei den höchsten Bewertungen lagen (13 mal „sehr gut“; 3 mal „sehr gut – gut“).
Die Dirigenten nach Josef Diethelm (1962 – 1993) waren Thomas Räth ab 1994 und Alfred Hepp ab 1999 – beide inzwischen Berufsmusiker. Seit 2002 führt Winfried Durach den Taktstock. Alle Dirigenten bevorzug(t)en nicht nur moderne Arrangements der Rock- und Pop-Szene, sondern setz(t)en auch aufs Konzertprogramm „sinfonische Blasmusik-Dichtung“ wie
– Meran | von Gottfrie Veit |
– Die große Seefahrt | von Alfred Reed |
– A Festival Prelude | von Alfred Reed |
– Puszta | von Jan van der Roost |
– Festive Ouvertüre | von Dimitri Shostakovic |
– Academic Fanfare | von Henk van Lijnschoten |
– First Suite in Es | von G. Holst |
– Ouvertüre für Harmoniemusik | von Felix Mendelsohn |
– The Hounds of Spring | von Alfred Reed |
– Second Suite in F | von Klaus P. Bruchmann |
– Children of Sanchez | von Chuck Mangione |
– Second Suite for Band | Arr. Alfred Reed |
usw. … |
Dirigent und Bläser sind – ob des Neulands wie auch schwierigen Charakters dieser modernen Kompositionen – gleichwohl auf das höchste gefordert!
Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – das Publikum ist manchmal wohl fast überfordert in ihrem Hörerlebnis! Die afro-amerikanischen Musikformen bestimmen die Programme aller heutigen Dirigenten. Country, – Rock `n Roll, – Disco-Sound, – Tanzmusik jeder Art spiegelt sich in all diesen Werken, bleibt aber doch vorrangig der U-Musik vorbehalten.
Mit all diesen Werken öffnet sich eine Klangwelt, die dem heutigen Musikverständnis und -empfinden angepasst ist. Die gute Jugendausbildung gewährleistet in Zukunft eine Musikkultur, die sich im Ländle sehen lassen kann. Maß geblichen Anteil am konzertanten Niveau der MK Heggelbach haben sicherlich alle Dirigenten, von der Aufbauphase bis heute. Ebenso auch alle rührigen Vorstände und deren Helfer zur Seite in den letzten Jahrzehnten.
Der altmodische Touch, der den Blasmusikern ungerechtfertigterweise (noch) immer unterstellt wird, gehört endgültig der Vergangenheit an!
Josef Diethelm
(Januar 2004)